Veröffentlicht am März 12, 2024

Zusammenfassend:

  • Verkaufen Sie Ihr Produkt, bevor es existiert, mit einem „Fake Door Test“, um echtes Kaufinteresse zu messen.
  • Führen Sie Gespräche nach der „Mom Test“-Methode, um ungeschöntes Feedback statt höflicher Lügen zu erhalten.
  • Analysieren Sie, warum Ihre Idee noch nicht existiert – ist es eine unentdeckte Marktlücke oder ein unlösbares Problem?
  • Finden Sie den echten Preispunkt, indem Sie nach konkreten Verpflichtungen fragen, nicht nach hypothetischer Zahlungsbereitschaft.

Die Kündigung liegt bereit, der Traum vom eigenen Unternehmen ist zum Greifen nah. Doch eine Frage lähmt viele angehende Gründer: Was, wenn meine Idee scheitert? Diese Angst ist nicht unbegründet. In Deutschland, einem Land, das oft auf Sicherheit und Planung bedacht ist, wiegt das Risiko des Scheiterns schwer. Statistiken bestätigen das: laut KfW-Gründungsmonitor 2023 scheitern fast 30% der Gründer:innen innerhalb von drei Jahren. Die gängigen Ratschläge – monatelange Marktanalysen, teure Prototypenentwicklung oder vage Umfragen im Freundeskreis – verstärken oft nur die Unsicherheit und verbrennen wertvolle Zeit und Geld.

Aber was, wenn der traditionelle Ansatz falsch ist? Was, wenn die Wahrheit über Ihre Geschäftsidee nicht in Meinungen, sondern in Verhalten liegt? Dieser Leitfaden bricht mit alten Mythen. Wir konzentrieren uns nicht darauf, was die Leute *sagen*, sondern darauf, was sie *tun*. Der Kern der Lean-Startup-Philosophie besteht darin, das Risiko durch schnelle, datengestützte Experimente zu minimieren. Es geht darum, eine Mikro-Transaktion zu provozieren – sei es die Eingabe einer E-Mail-Adresse oder eine kleine Vorbestellung –, um einen echten Verhaltensbeweis zu erhalten.

Anstatt also ein perfektes Produkt im Geheimen zu entwickeln, bringen wir Sie dazu, eine unvollkommene Version Ihrer Idee ins Rampenlicht zu zerren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit minimalem Aufwand und in nur 48 Stunden die entscheidende Frage beantworten: Gibt es für meine Idee einen Markt, der bereit ist, dafür zu bezahlen? Dieser Ansatz ist nicht nur schneller und günstiger, er liefert auch die einzig wahre Währung in der Frühphase eines Startups: validierte Daten. Folgen Sie diesen Schritten, um Ihre Idee auf die Probe zu stellen, bevor Sie den sicheren Hafen Ihres Angestelltenverhältnisses verlassen.

Dieser Artikel führt Sie durch einen schnellen, experimentellen Prozess, um Ihre Idee auf den Prüfstand zu stellen. Die folgende Übersicht zeigt die einzelnen Testmethoden und Denkansätze, die wir behandeln werden.

Fake Door Test: Wie verkaufen Sie ein Produkt, das es noch gar nicht gibt?

Der schnellste Weg, um die Kaufbereitschaft zu testen, ist, einen Kauf zu simulieren. Der Fake Door Test ist genau das: Sie erstellen eine Fassade (z. B. eine einfache Landing Page), die ein Produkt oder eine Dienstleistung bewirbt, die noch nicht existiert. Das Ziel ist nicht, jemanden zu täuschen, sondern zu messen, wie viele Personen eine konkrete Aktion ausführen würden, die starkes Interesse signalisiert – meist ein Klick auf einen „Jetzt kaufen“ oder „Anmelden“-Button. Anstatt zu einem Bezahlvorgang führt dieser Klick zu einer Seite, die aufklärt: „Danke für Ihr Interesse! Das Produkt ist noch in der Entwicklung. Tragen Sie sich in unsere Warteliste ein, um als Erster informiert zu werden und einen Rabatt zu erhalten.“

Die entscheidende Metrik hier ist die Conversion-Rate: der Prozentsatz der Besucher, die auf den Button geklickt haben. Eine hohe Rate ist ein starker Indikator für einen echten Bedarf am Markt. Dieser Test liefert einen harten Verhaltensbeweis, der weit über die vagen Zusagen aus Umfragen hinausgeht. Er beantwortet die Frage: „Würden die Leute wirklich versuchen, das zu kaufen?“ Die Durchführung ist dank moderner Tools extrem günstig und schnell, sodass Sie innerhalb eines Wochenendes wertvolle Daten sammeln können. Wichtig in Deutschland ist dabei die rechtliche Absicherung durch ein klares Impressum und transparente Datenschutzhinweise.

Ihr 48-Stunden-Aktionsplan für einen rechtssicheren Fake Door Test

  1. Freitagabend (18-21 Uhr): Domain bei einem deutschen Hoster (z. B. IONOS, Strato) sichern und einen Impressum-Generator nutzen, um DSGVO-konforme Pflichtangaben zu erstellen.
  2. Samstag (9-13 Uhr): Landing Page mit einem Baukasten wie Carrd oder WordPress aufbauen. Platzieren Sie einen klaren Hinweis wie „Produkt in Entwicklung – Tragen Sie sich in die unverbindliche Interessentenliste ein“ prominent.
  3. Samstag (14-18 Uhr): Cookie-Banner und eine Datenschutzerklärung nach DSGVO implementieren. Bereiten Sie Test-Anzeigen auf relevanten Plattformen wie Xing (für B2B) oder eBay Kleinanzeigen (für B2C) vor.
  4. Sonntag (9-13 Uhr): Schalten Sie die Anzeigen und beginnen Sie, den Traffic zu monitoren. Richten Sie Google Analytics DSGVO-konform ein, um das Nutzerverhalten zu verfolgen.
  5. Sonntag (14-18 Uhr): Analysieren Sie die Conversion-Rate (Klicks auf den Call-to-Action-Button). Werten Sie das Feedback der Interessenten aus und treffen Sie eine erste Go/No-Go-Entscheidung basierend auf den Daten.

Dieser Test nimmt, wie Experten für Markttests bestätigen, das Risiko aus der Umsetzung einer Geschäftsidee, da er die echte Kaufbereitschaft überprüft, bevor signifikante Ressourcen investiert werden.

The Mom Test: Warum lügt Ihre Mutter über Ihre Idee und wie bekommen Sie ehrliches Feedback?

The Mom Test – ein Gesprächsleitfaden, der selbst bei deiner Mutter funktioniert, weil sie dich gar nicht anlügen kann, wenn sie gar nicht weiß, worauf du hinauswillst.

– Rob Fitzpatrick, The Mom Test Buchbesprechung

Wenn Sie Ihre Freunde und Familie nach ihrer Meinung zu Ihrer Geschäftsidee fragen, werden sie Sie wahrscheinlich anlügen. Nicht aus Bosheit, sondern weil sie Sie mögen und Ihre Gefühle nicht verletzen wollen. Sie geben Ihnen Komplimente und vage Zusagen, aber keine ehrlichen Daten. „The Mom Test“, entwickelt von Rob Fitzpatrick, ist eine Gesprächstechnik, die dieses Problem umgeht. Die Grundregel lautet: Sprechen Sie niemals über Ihre Idee. Sprechen Sie stattdessen über das Leben Ihres Gesprächspartners, seine Probleme, seine bisherigen Lösungsversuche und die damit verbundenen Kosten oder Frustrationen. Anstatt zu fragen „Gefällt dir meine Idee für eine App, die X macht?“, fragen Sie: „Wie gehst du aktuell mit dem Problem Y um?“

Ein authentisches Gespräch, wie es in einem typischen deutschen Vereinslokal stattfinden könnte, ist die perfekte Umgebung für einen solchen Test. Es geht darum, eine natürliche Atmosphäre zu schaffen, in der Ihr Gegenüber frei über seine echten Probleme spricht, ohne das Gefühl zu haben, Ihre Idee bewerten zu müssen. Sie werden zum Forscher, der den „Schmerz“ des Kunden verstehen will, nicht zum Verkäufer, der Bestätigung sucht.

Authentisches Gespräch zwischen Gründer und potentiellem Kunden im Vereinslokal

Diese Methode liefert qualitative Einblicke in den Alltag Ihrer Zielgruppe. Sie erfahren, ob das Problem, das Sie lösen wollen, überhaupt als solches wahrgenommen wird und wie dringend eine Lösung gesucht wird. Dieser qualitative Verhaltensbeweis ist die perfekte Ergänzung zum quantitativen Fake Door Test. Die richtigen Fragen zu stellen ist eine Kunst, die den Unterschied zwischen wertlosem Lob und unbezahlbaren Einsichten ausmacht.

Die folgende Tabelle zeigt, wie Sie Ihre Fragen umformulieren können, um wertvolle Daten anstelle von leeren Komplimenten zu erhalten. Dieser Ansatz ist entscheidend, um die tatsächlichen Bedürfnisse Ihrer potenziellen Kunden zu verstehen, wie eine Analyse der „Mom Test“-Methode verdeutlicht.

Falsche Fragen (Komplimente ernten) Richtige Fragen (Mom Test) Warum besser?
Würden Sie meine App nutzen? Wie lösen Sie das Problem aktuell? Fokus auf tatsächliches Verhalten statt Höflichkeit
Gefällt Ihnen diese Idee? Was war das letzte Mal, als das schiefging? Konkrete Situationen statt abstrakte Meinungen
Würden Sie dafür bezahlen? Wie viel Aufwand/Geld kostet Sie das heute? Reale Schmerzpunkte statt hypothetische Szenarien
Ist das ein gutes Feature? Was haben Sie bereits ausprobiert? Zeigt echte Lösungsbereitschaft

Durch die Konzentration auf vergangenes Verhalten und konkrete Probleme vermeiden Sie hypothetische Antworten und erhalten stattdessen Einblicke in die Realität Ihrer Kunden.

Marktlücke oder Marktgrab: Warum gibt es Ihre Idee noch nicht (und ist das ein schlechtes Zeichen)?

„Das gibt es noch nicht, das ist eine riesige Marktlücke!“ – ein Satz, der das Herz vieler Gründer höherschlagen lässt. Doch hier ist Vorsicht geboten. Die Abwesenheit von Konkurrenz kann zwei sehr unterschiedliche Dinge bedeuten: Entweder haben Sie eine brillante, unentdeckte Nische gefunden (eine Marktlücke), oder unzählige andere sind vor Ihnen an derselben Stelle gescheitert (ein Marktgrab). Als Lean Startup Coach rate ich Ihnen, immer vom Schlimmsten auszugehen. Nehmen Sie an, es ist ein Marktgrab, und Ihre Aufgabe ist es, zu beweisen, dass es das nicht ist.

Die entscheidende Frage lautet: Warum hat noch niemand dieses Problem gelöst? Es gibt mehrere mögliche Antworten. Vielleicht ist die Technologie noch nicht reif, die rechtlichen Hürden sind zu hoch oder der Markt ist einfach nicht groß genug, um ein nachhaltiges Geschäft darauf aufzubauen. Die gefährlichste Möglichkeit ist jedoch, dass das Problem, das Sie lösen wollen, für die Zielgruppe nicht schmerzhaft genug ist. Die Leute haben sich daran gewöhnt, improvisieren mit unvollkommenen Lösungen oder es ist ihnen schlichtweg egal. Hier kommt der Verhaltensbeweis wieder ins Spiel: Wenn niemand aktiv nach einer Lösung sucht oder Geld für Alternativen ausgibt, ist das ein starkes Warnsignal.

Ihre 48-Stunden-Tests sollten genau darauf abzielen, diese Annahme zu widerlegen. Suchen Sie nach Beweisen, dass Menschen bereits Zeit, Geld oder Energie investieren, um das Problem zu umgehen. Finden Sie Forenbeiträge, in denen nach Lösungen gefragt wird? Gibt es „Hacks“ oder Workarounds, die Leute nutzen? Nur wenn Sie diese Signale für einen vorhandenen „Schmerz“ finden, können Sie mit größerer Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um eine echte Marktlücke handelt.

Fehlende Konkurrenz ist kein automatisches Erfolgssignal, sondern ein Auftrag zur tiefgehenden Recherche nach dem „Warum“.

Würden Sie dafür zahlen? Wie finden Sie den echten Preispunkt jenseits von „gefällt mir“?

Die Frage „Wie viel würden Sie dafür bezahlen?“ ist eine der schlechtesten Fragen, die Sie in einem frühen Stadium stellen können. Sie lädt zu hypothetischen, unverbindlichen Antworten ein. Menschen sind notorisch schlecht darin, ihre eigene zukünftige Zahlungsbereitschaft einzuschätzen. Um den echten Preispunkt zu finden, müssen Sie auch hier das Prinzip der Transaktions-Simulation anwenden. Es geht nicht darum, was Leute sagen, sondern darum, wozu sie sich verpflichten.

Anstatt nach einem Preis zu fragen, können Sie in Ihren Gesprächen (nach dem „Mom Test“-Prinzip) den Schmerz quantifizieren: „Wie viel kostet Sie das Problem heute in Zeit oder Geld?“ Wenn ein Unternehmen 10 Stunden pro Woche durch einen ineffizienten Prozess verliert, können Sie den Wert Ihrer Lösung viel besser beziffern. Für Konsumentenprodukte ist der Ansatz subtiler. Eine effektive Methode ist der gestaffelte Preistest auf Ihrer Fake-Door-Landing-Page. Zeigen Sie verschiedenen Besuchergruppen unterschiedliche Preise und messen Sie die Conversion-Rate. Das gibt Ihnen datengestützte Hinweise auf die Preiselastizität.

Eine noch stärkere Form des Commitments ist die Bitte um eine nicht-monetäre Gegenleistung. Bitten Sie Ihre Testkunden nicht um eine Meinung, sondern um etwas Wertvolles: eine verbindliche Zusage für ein Pilotprojekt, die Vorstellung bei ihrem Vorgesetzten oder die E-Mail-Adressen von drei Kollegen, die das gleiche Problem haben. Wenn jemand zögert, Ihnen diesen kleinen Gefallen zu tun, wird er erst recht nicht zögern, später nicht zu kaufen. Ein solches Commitment ist ein viel stärkerer Indikator für echtes Interesse als ein höfliches „Ja, dafür würde ich zahlen“.

Verlassen Sie sich nicht auf hypothetische Zusagen, sondern fordern Sie eine kleine, aber bedeutsame Verpflichtung ein, um die wahre Kaufabsicht zu validieren.

Crowdfunding: Wie nutzen Sie Kickstarter, um die Produktion durch Kunden vorzufinanzieren?

Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter, Indiegogo oder die deutsche Alternative Startnext sind im Grunde der ultimative Fake Door Test. Sie präsentieren eine überzeugende Vision Ihres Produkts – oft nur mit Prototypen, Renderings und einem guten Video – und bitten die Kunden, im Voraus dafür zu bezahlen. Dies ist die höchste Form der Schmerz-Validierung: Menschen geben Ihnen ihr hart verdientes Geld für ein Produkt, das erst in Monaten ausgeliefert wird. Es gibt keinen stärkeren Beweis für die Marktnachfrage.

Eine Crowdfunding-Kampagne ist jedoch mehr als nur ein Finanzierungsinstrument. Sie ist ein intensives 48-Stunden-Experiment, das auf 30 Tage ausgedehnt wird. Schon in den ersten 48 Stunden nach dem Start entscheidet sich oft der Erfolg. Die Anzahl der Unterstützer in dieser kritischen Phase sendet ein starkes Signal an den Algorithmus der Plattform und an potenzielle spätere Unterstützer. Sie testen nicht nur die Zahlungsbereitschaft, sondern auch Ihr Marketing, Ihre Kommunikation und Ihre Fähigkeit, eine Community aufzubauen.

Für Sie als angehender Gründer ist eine Crowdfunding-Kampagne eine Möglichkeit, das Produktionsrisiko komplett zu eliminieren. Sie produzieren nur, was bereits verkauft wurde. Sie erhalten nicht nur Kapital, sondern auch eine Liste Ihrer ersten, treuesten Kunden und wertvolles Feedback, noch bevor die Massenproduktion beginnt. Selbst eine „gescheiterte“ Kampagne ist ein riesiger Gewinn: Sie haben mit relativ geringem Einsatz gelernt, dass der Markt (noch) nicht bereit für Ihre Idee ist – und das, bevor Sie Ihren Job gekündigt und Ihre Ersparnisse investiert haben. Betrachten Sie Crowdfunding also nicht nur als Geldquelle, sondern als das mächtigste Validierungswerkzeug in Ihrem Arsenal.

Dieser Ansatz wandelt das Risiko der Produktion in einen datengestützten Beweis der Marktnachfrage um.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um in einen neu entstehenden Nischenmarkt einzusteigen?

Der Einstieg in einen Markt ist eine Frage des Timings. Kommt man zu früh, ist der Markt noch nicht reif, und man verbrennt Geld beim Versuch, ihn zu erziehen. Kommt man zu spät, ist der Wettbewerb bereits etabliert und die Markteintrittsbarrieren sind hoch. Die 48-Stunden-Tests sind Ihr Frühwarnsystem, um den perfekten Einstiegszeitpunkt für eine Nische zu identifizieren. Sie suchen nach „schwachen Signalen“, die auf eine wachsende Unzufriedenheit oder ein aufkeimendes Bedürfnis hindeuten.

Ein guter Indikator ist die „Hacker-Phase“: Beobachten Sie, ob Pioniere in Ihrer Zielnische bereits anfangen, bestehende Tools zu „hacken“ oder umzufunktionieren, um ihr Problem zu lösen. Nutzen sie Excel-Tabellen für komplexe Projektplanungen, obwohl es dafür bessere Software gäbe? Kombinieren sie mehrere Apps auf umständliche Weise, um ein Ergebnis zu erzielen, das Ihre Idee mit einem Klick liefern könnte? Diese kreativen Workarounds sind ein starkes Signal für einen ungedeckten Bedarf. Ihr Mom Test sollte gezielt nach solchen „Hacks“ fragen: „Wie haben Sie das Problem beim letzten Mal gelöst?“

Ein weiteres Signal ist die Sprachentwicklung. Beginnen Menschen in Online-Foren oder sozialen Medien, einen spezifischen Jargon für ihr Problem zu entwickeln? Wenn ein neues Schlagwort oder Akronym auftaucht, um einen Schmerzpunkt zu beschreiben, ist das ein Zeichen dafür, dass das Problem an Relevanz gewinnt. Ihr Fake Door Test kann diese Entwicklung nutzen: Testen Sie Anzeigen mit diesem neuen Jargon und vergleichen Sie die Klickraten mit Anzeigen, die eine allgemeinere Sprache verwenden. Wenn der spezifische Jargon besser abschneidet, haben Sie einen Hinweis darauf gefunden, dass sich eine Nische formiert und der Markt für eine dedizierte Lösung bereit wird.

Ihre schnellen Tests fungieren als Radar, um die Welle zu erwischen, bevor sie bricht, und nicht, nachdem sie bereits am Strand ausgelaufen ist.

Der Spotlight-Effekt: Warum interessiert es niemanden so sehr wie Sie, wenn Sie einen Fehler machen?

Eine der größten Hürden für angehende Gründer, besonders in einer risikobewussten Kultur, ist die Angst vor dem Scheitern. „Was denken die Leute, wenn meine Landing Page unprofessionell aussieht?“ „Was, wenn meine Crowdfunding-Kampagne nur 100 € einbringt?“ Diese Angst wird durch einen kognitiven Bias namens Spotlight-Effekt massiv verstärkt. Wir neigen dazu, zu überschätzen, wie sehr andere auf unser Aussehen oder unsere Handlungen achten. Wir fühlen uns, als stünde ein riesiger Scheinwerfer auf uns, der jeden kleinen Fehler beleuchtet.

Die Realität ist: Es interessiert niemanden. Ihre Freunde, Ihre Familie und schon gar nicht die anonymen Nutzer im Internet sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich intensiv mit Ihrem kleinen Experiment zu befassen. Ein Fake Door Test, der nur 2% Conversion erzielt, ist kein persönliches Versagen. Es ist ein wertvoller Datenpunkt, der Ihnen sagt: „Diese Version der Idee oder diese Botschaft funktioniert nicht. Probiere etwas anderes.“ Der größte Vorteil der 48-Stunden-Tests ist ihre Flüchtigkeit. Sie sind schnell, günstig und unauffällig. Wenn ein Test nicht funktioniert, schalten Sie ihn ab, analysieren die Daten und starten am nächsten Wochenende den nächsten Versuch. Kein Drama, keine öffentliche Blamage.

Als Ihr Lean Coach fordere ich Sie auf: Umarmen Sie den Fehler als Datenpunkt. Jeder fehlgeschlagene Test bringt Sie der richtigen Antwort einen Schritt näher. Die erfolgreichsten Gründer sind nicht diejenigen, die nie scheitern, sondern diejenigen, die am schnellsten und am günstigsten scheitern. Sie maximieren ihre Lernrate pro investiertem Euro und pro investierter Stunde. Lösen Sie sich vom Spotlight-Effekt. Niemand führt Buch über Ihre kleinen Fehltritte. Das Einzige, was zählt, ist, dass Sie im Spiel bleiben und weiter testen.

Betrachten Sie jeden Test als ein Experiment zur Datengewinnung, nicht als eine Prüfung Ihrer Person. Schnelles Scheitern ist schnelles Lernen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Verhalten schlägt Meinung: Testen Sie, was Menschen tun, nicht, was sie sagen. Echte Handlungen sind die einzige verlässliche Währung.
  • Validieren Sie den Schmerz, nicht die Lösung: Bevor Sie eine Lösung bauen, müssen Sie beweisen, dass das Problem schmerzhaft genug ist, damit jemand dafür bezahlt.
  • Schnell und günstig scheitern: Jeder Test, der eine Idee als unbrauchbar entlarvt, ist ein Erfolg. Er bewahrt Sie vor einer viel größeren Investition von Zeit und Geld.

Demografie reicht nicht: Wie verstehen Sie den „Schmerz“ Ihres Kunden besser als er selbst?

„Unsere Zielgruppe sind Frauen zwischen 25 und 40, die in der Stadt leben und an Yoga interessiert sind.“ Solche demografischen Beschreibungen sind für die Produktentwicklung nahezu wertlos. Menschen kaufen Produkte nicht, weil sie in eine demografische Schublade passen. Sie „heuern“ Produkte an, um einen bestimmten „Job“ in ihrem Leben zu erledigen – das ist die Essenz der „Jobs-to-be-Done“-Theorie. Jemand kauft keinen Bohrer, weil er einen Bohrer will. Er kauft ihn, weil er ein Loch in der Wand braucht. Das Loch ist der „Job“.

Ihre Aufgabe als Gründer ist es, den zugrunde liegenden „Job“ zu verstehen, für den Kunden Ihre Lösung anheuern würden. Der „Schmerz“ entsteht, wenn die aktuellen Lösungen zur Erledigung dieses Jobs unzureichend, zu teuer, zu kompliziert oder frustrierend sind. Ihre Gespräche nach der „Mom Test“-Methode sind das perfekte Werkzeug, um diesen Job und den damit verbundenen Schmerz aufzudecken. Fragen Sie nicht nach demografischen Merkmalen, fragen Sie nach dem Kontext: „Erzählen Sie mir vom letzten Mal, als Sie versucht haben, [Job] zu erledigen. Was ist passiert? Was war frustrierend?“

Wenn Sie den „Job“ verstehen, verstehen Sie auch Ihre wahre Konkurrenz. Die Konkurrenz für ein neues veganes Restaurant ist nicht nur das andere vegane Restaurant auf der anderen Straßenseite. Es ist auch der Lieferservice, die Kochbox oder einfach zu Hause zu kochen. All diese Lösungen werden für den Job „schnell und gesund zu Abend essen“ angeheuert. Ein tiefes Verständnis des „Jobs“ erlaubt es Ihnen, eine Lösung zu bauen und zu vermarkten, die den Schmerzpunkt besser adressiert als alle bestehenden Alternativen. Es geht darum, den Kunden und sein Problem besser zu verstehen, als er es selbst tut.

Die Grundlage für eine erfolgreiche Idee liegt im tiefen Verständnis des Kundenproblems. Fokussieren Sie sich darauf, den "Schmerz" Ihres Kunden besser zu verstehen als er selbst, indem Sie den „Job-to-be-Done“ identifizieren.

Sie haben nun die Werkzeuge, um Ihre Geschäftsidee schnell und datengestützt zu validieren. Der nächste logische Schritt ist, aufzuhören zu planen und anzufangen zu testen. Starten Sie noch heute Ihren ersten 48-Stunden-Sprint und ersetzen Sie Angst durch Daten.

Geschrieben von Sarah Lindner, Unternehmensberaterin für Innovation und Start-up-Skalierung. Ehemalige Gründerin mit 12 Jahren Erfahrung in Business Development, Lean Startup Methoden und strategischer Planung.